Seinem Vater Louis Berlioz zuliebe, der selber Arzt war, studierte Berlioz erst Medizin und danach
Musik (er fing auch noch ein Jurastudium an). Die Musikerlaufbahn hatte
Berlioz, der die Instrumente Flageolett, Flöte und Gitarre beherrschte, bereits 1822 vor Augen, aber
er glaubte zunächst, sie mit dem Medizinstudium vereinbaren zu können. Nach dem
Januar 1824 (Zwischenexamen) gab er das Medizinstudium auf. Als inoffizieller
Schüler von Jean-François
Lesueur gehörte er
seit dem November 1822 der Sphäre der Kompositions-Studenten des Conservatoire
de Paris an und
wurde von Lesueur seit 1824 als hoffnungsvolles Talent ernstgenommen. Seinen
Lebensunterhalt bestritt er, neben unregelmäßigen Unterstützungen seines
Vaters, mit Musikunterricht in Gesang, Flöte und Gitarre. Im Jahre 1826
wechselte er definitiv an das Conservatoire, um unter Lesueur und dem böhmischen Komponisten Anton Reicha zu studieren. 1830 erhielt er den Rompreis für die Kantate Sardanapale.
Ab 1839 war er Bibliothekar am Conservatoire.
Berlioz gilt
als wichtiger Vertreter der Musik der Romantik in Frankreich, obwohl er selbst dem Begriff „Romantik“ nichts abgewinnen konnte: Er verstand
sich als klassischer Komponist. Er gilt als
Begründer der sinfonischen Programmmusik und der modernen Orchesterinstrumentation. Seine für die damalige Zeit
revolutionären Kompositionen wurden kaum verstanden und trugen ihm mehr Kritik
als Lob ein. Deshalb mußte er seinen Lebensunterhalt zusätzlich als Musikkritiker bestreiten. Obwohl seine Werke bis auf Béatrice et Bénédict (1862 in Baden-Baden)
ausnahmslos in Paris uraufgeführt wurden, erfuhr er in Frankreich erst lange
nach seinem Tod Anerkennung. Berlioz war
jedoch ein großes Vorbild für viele der jungen Romantiker. Entscheidend war
sein Einfluss auf Franz Liszt, Richard Strauss und viele russische Komponisten wie Nikolai
Rimski-Korsakow. 1868 reiste er eigens nach Rostow, um die verschiedenen
Melodien des großen Geläuts, für das die Rostower Glöckner weltberühmt waren,
mit eigenen Ohren zu erleben. Berlioz war darüber begeistert, mit dem
„erstklassigen“ Orchester des St. Petersburger Konservatoriums musizieren zu können.
Nach seinen
eigenen Berichten hat Berlioz als einer der ersten Dirigenten auf die
Verwendung eines Metronoms als Hilfsmittel bei Proben
bestanden, um das korrekte Tempo seiner Kompositionen halten zu können. Die
Aufführung Berlioz’scher Werke bereitete dem Komponisten selbst oft Probleme,
da er für manche bis zu tausend Instrumentalisten und Sänger benötigte.
In seinen
letzten Lebensjahren war Berlioz von Krankheitsanfällen und unerträglichen
Schmerzen gezeichnet, die ihn teilweise unfähig machten, auch nur zehn Zeilen
am Tag schreiben zu können. „Ich beeile mich“, schrieb er 1862 an Ferrand,
„alle Fäden zu zerschneiden, damit ich jederzeit zum Tod sagen kann: Wann du
willst.“ Die Reise in den russischen Winter im Jahr 1868 schadete seiner
Gesundheit, so dass er genötigt war, nach Paris zurückzukehren. Von dort reiste
er weiter nach Nizza, um sich am Mittelmeer zu erholen. Auf dieser Reise erlitt er zwei Schlaganfälle. Nach einer längeren Erholungspause kehrte er nach Paris zurück, wo er
jedoch am 8. März 1869 starb.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen