Samstag, 16. Juli 2016

17. Juli 1998: Das Grubenunglück von Lassing



LASSING
Grubenunglück vom 17.7.1998

17.7.1998     Beim größten Grubenunglück der österreichischen Nachkriegszeit in Lassing (Steiermark) kommen 10 Bergleute ums Leben. Wie durch ein Wunder kann ein Mann nach 9 Tagen gerettet werden.

26.7.1998     Der am 17.7. in Lassing verschüttete Bergmann Georg HAINZL wird 9 Tage nach dem Grubenunglück von Lassing in 60 m Tiefe lebend geborgen. Bei dem Versuch, Hainzl zu retten, kommen zehn Bergleute ums Leben.


Das Grubenunglück in der obersteirischen Gemeinde Lassing ereignete sich am Vormittag des 17.7.1998 und war das schlimmste dieser Art in Österreich seit 1945.
In Lassing befindet sich die größte bekannte karbonatgebundene Talklagerstätte der Ostalpen. Geologisch ist sie der nördlichen Grauwackenzone der Obersteiermark zuzurechnen. Die Lagerstätte umfaßt zwei Baufelder, das Nord- und Südfeld, von denen das Südfeld keine Verbindung zur Geländeoberfläche aufweist. Es ist von ca. 60 m mächtigen Lockergesteinen überdeckt.
Der Lassinger Talk wurde 1891 von einem ortsansässigen Bauern bei Bauarbeiten entdeckt. 1901 begann die untertägige Förderung. 1939 wurde die Grube vom Familienbetrieb Talkumwerke Naintsch übernommen und ging 1988 in den Besitz der Rio Tinto Group über.
Am 17.7.1998 brach die Decke einer illegal abgebauten Sohle ein. Wasser drang ein und bewirkte einen Schlammeinbruch in das Bergwerk. An der Oberfläche war dies dadurch erkennbar, daß ein Haus im Ortszentrum langsam einzustürzen begann. Nach und nach bildete sich ein immer tiefer und größer werdender Krater, der nach und nach insgesamt 20 Häuser zerstörte bzw. beschädigte.
Zu diesem Zeitpunkt arbeiteten 34 Menschen bei den Naintscher Mineralwerken, unter ihnen auch Georg Hainzl, der wahrscheinlich während des ersten Schlammeinbruchs in einer Jausenkammer verschüttet wurde.
Anfangs gab es telefonischen Kontakt zum 24-jährigen Bergmann, der aber abbrach. Ein zehn Mann starker Rettungstrupp, bestehend aus neun Bergmännern und einem Geologen, fuhr noch am selben Tag in den Berg ein. Als um 22°° Uhr der zweite Schlammeinbruch die Grube implodieren ließ, begann der Horror in Zeitlupe. Der Krater wuchs, Lichter gingen aus, Laternenmasten standen schief, und der Rettungstrupp, also zehn weitere Männer, wurde vermißt. Bald hieß es, es gebe keine Rettung mehr für die elf Verschütteten. Spezialbohrer aus Deutschland wurden von der Werksleitung wieder abbestellt, die Rettungsmaßnahmen gingen nur schleppend voran. Hilfe von außen war unerwünscht.
Doch dann passierte das Wunder von Lassing: Der zuerst verschüttetet Bergmann Georg Hainzl wurde nach zehn Tagen in erstaunlich gutem Gesundheitszustand gerettet, und zwar von einer ausländischen Firma, die auf eigene Faust weitere Bohrversuche unternommen hatte.
Die zehn Männer der Rettungsmannschaft blieben im Berg und wurden für tot erklärt. Im Jahr 2000 wurde die Suche nach ihren Leichen eingestellt.
Das Unglück besiegelte nach rund 100 Jahren das Ende des Talkabbaus. Das Bergwerk wurde geschlossen, das Mahlwerk 2007 an die Paltentaler Holding verkauft. Die Naintscher Mineralwerke zahlten bis 2003 rund 30 Millionen Euro an Rettungskosten und Entschädigungen für die Hinterbliebenen und den geretteten Georg Hainzl. Dazu kamen Wiederherstellungskosten für 20 zerstörte bzw. beschädigte Häuser und Schadenersatz für die Wertminderung von Liegenschaften und Immobilien.
Auf der ehemaligen Pinge, in welcher die Häuser versanken, befindet sich heute eine Gedenkstätte für die verschütteten zehn Bergleute.

       

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